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Mantel auf dem Boden ausbreiten, natürlich wird dazu der Verengungslatz hinten geöffnet, die Ärmelaufschläge sind herabgeklappt und liegen längs der rechten und linken Kante. Das ganze einigermaßen glatt, wenn es geht.

Dann die rechte und linke untere Ecke einschlagen (hiermit wird die Länge der Rolle bestimmt), die muss jeder für sich selbst bestimmen.

Dann die untere Kante einschlagen, sie mussmit den beiden eingeklappten Ecken jeweils einen rechten Winkel bilden

Jetzt kann man die Kragenseite auch ein wenig einklappen oder direkt von dieser Seite mit dem Einrollen beginnen. Am besten macht man das zu zweit, damit es gleichmäßig wird.

Vor allem darauf achten das schön eng gewickelt wird, dann bekommt man auch eine schöne feste Rolle.
Die Enden mittels Riemen oder Strippe zusammengebunden werden und da ist sie: Die Mantelrolle.

Gut ausgerüstete Wehrmänner binden jetzt noch ihre Regendeckel auf.

Beim Umhängen gibt es zwei Arten: Eine Richtige und eine Falsche.
Die Richtige ist, das man nicht in die Kante hineinschauen kann,

sie also nach unten weist.
Warum das so ist?
Wenn ich hineinschauen kann, kann das der liebe Gott auch. Und wenn er bitterliche Tränen darüber vergießt, läuft das ganze Wasser dort hinein.

 

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Der preußische Regendeckel

Die Quellenlage zum Thema ist dünn, zeitgenössische Abbildungen sind selten. Mit dem Übergang vom Steinschloss zur Perkussionszündung verschwand dieses Stückchen Leder aus dem Gebrauch. Die beste (und einzige mir bekannte) Beschreibung liefert von Mauritius, in „Beschreibung des neupreußischen Infanteriegewehrs. Magdeburg 1821, Seite 103,“ auch abgedruckt im Kling Band 1, Seite 106 :

„Vom Regendeckel: Um das ganze Schloß beym Regen vor Nässe zu bewahren, wird dasselbe mit einem Futteral von Juchten umgeben -  Regendeckel genannt. Dieser Regendeckel ist 12 Zoll lang ( 31,4 cm) , doppelt zusammengelegt, hinten ohngefähr 6 (15,7 cm) und vorn 4 Zoll (10.5 cm) breit, nach unten mit drey ledernen Knöpfen (Knebeln) und Knopflöchern und vorn mit zwey Riemchen versehen. Der Regendeckel wird so um das Schloss gelegt, dass die Knöpfe unter dem Handbügel liegen und vermittelst der beiden Riemchen wird er nach vorn um den Lauf festgebunden, damit er sich nicht verschieben und verloren gehen könne.

Hier ist bei Kling  folgende Fußnote angemerkt : Die hier beschriebene Einrichtung des Regendeckels bestand (nach Abschaffung des eisernen Gehäuses) wahrscheinlich schon vor der Reorganisation der Armee 1808

Um das Schloss noch mehr zu sichern und vor Feuchtigkeiten zu bewahren, und damit das Futteral die Schlosstheile glatter umschließe, ist es notwendig, dass der Soldat das Schloss vorher mit einem Tuch bewickle.“

Soweit von Mauritius. Streit gibt in seiner Enzyklopädie für preußische Offiziere 1801 folgende Abbildung wieder:

 

 

Dazu schreibt er: „Gegenwärtig macht man von diesem Regendeckel (Anm.: Die sogenannte Mausefalle, ein Eisengestell mit Leder überzogen, darunter konnte man sogar feuern) keinen Gebrauch mehr, und man begnügt sich mit einer Kappe von doppeltem Leder, um das Schloss vor dem Regen zu verwahren, nicht aber, um darunter wegzufeuern.“

Der Grundgedanke der nachfolgenden Rekonstruktion war also, die Abbildung des Streit´s mit den Maßen des von Mauritius zu versehen und siehe da, es kam etwas brauchbares heraus.

Die Abbildung im Streit ist vorne (Bandseite)etwas zu schmal wiedergegeben, da habe  ich den Angaben von Mauritius eher vertraut. Damit passt es auch. Hier das Ergebnis des Rekonstruktionsversuches:

 

 

 

Und hier um das Schloss des 1809er Gewehres:

 

 

Die Erfahrungen bei Regenwetter waren sehr gut. Ich bin mir sicher, das dieser Regendeckel auch auf den Brown Bess und französischen Beutegewehren seinen Dienst verrichten wird. Man kann auch das aufgesetzte Leder weglassen und stattdessen das Leder an dieser Stelle auf links zusammennähen und dann auf rechts stülpen.

Wo wird der Regendeckel im Felddienst getragen? Nun, bei schlechten Wetter natürlich auf dem Schloss, bei gutem Wetter auf der Mantelrolle geknüpft. Und zwar wie folgt:

Aus „Die preussische Landwehr-Compagnie, Halberstadt 1833, § 26, S. 36“

„Der Regendeckel wird beim links gerollten Mantel mit der breitesten Stelle (wo nämlich die Hahnsteinschraube hereintritt) zunächst dem linken Ohr etwas nach der Schulter herüber  gezogen, auf dem Mantel gebunden „

Knötel gibt es auf einer Abbildung des 34ten Infanterie-Regiment 1816 so wieder:

 

 

Man beachte die Beule rechts. neben dem Hals des Mannes. So wird es auf einigen Abbildungen des preußischen Militärs aus den 1820er Jahren ebenfalls wiedergegeben.

Auf einer realen Mantelrolle sähe das so aus:

 

 

Wie bereits oben erwähnt, zeitgenössisches aus der Zeit der Befreiungskriege habe ich zum Thema nicht gefunden. Erst später wurde (wie so vieles) was man an Erfahrungen während des Befreiungskrieges gemacht hat, niedergeschrieben. Daher beruhen die Schlüsse und letztendlich die Rekonstruktion auf bloße Vermutung. Das Material ist dünnes Leder, mit Ölfarbe rotbraun eingefärbt. Den obigen Maßen in cm liegt die Umrechnungsformel 1 Zoll = 2,615 cm zugrunde.

MC,  Hilden am Vorabend des Wiegenfestes unseres Monarchen FW III,  2007

 

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Ein lippischer Brotbeutel als Familienerbstück

"hatte er keine Brotrinde im Beutel, um seinen Hunger zu stillen"

von Dietrich Pott


Vor einiger Zeit nutzte ich einen Aufenthalt in Westfalen, jenem von Gott beschenkten Flecken Erde im Herzen Europas, bekannt durch die Schönheit seiner Landschaft, der Qualität seines Essens, der Vielzahl seiner Biere und Branntweine, der Schönheit und Tugend seiner Töchter und dem Mannesmut seiner Söhne, der Heimat des Fünften Westfälischen Landwehr-Infanterie-Regimentes, zu einem Besuch des Lippischen Landes-Museums in Detmold.
Aus einem im ersten Ausstellungsraum aufgestellten Schaukasten blickte mich etwas Leinenes an; beim näheren hinsehen entpuppten sich die Stücke als ein Rucksack zum Kartoffeln schmuggeln, erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und ein Umhängebeutel, zunächst nicht genau zu bestimmen, aber jedenfalls alt. Neugierig geworden trat ich näher heran, um mir das Ding näher zu besehen. Nicht, daß sofort der Napoleoniker in mir erwachte, es wäre auch mehr als albern, in einem Heimatmuseum einen erhaltenen Brotbeutel aus der Zeit der Befreiungskriege zu erwarten.
Neben diesem Brotbeutel- und ich habe in meinem Leben schon genug Brotbeutel gesehen, um einen zu erkennen, wenn er vor mir liegt- stand in einem Bilderrahmen ein Zettel, in altdeutscher Schrift mit folgendem Text versehen:
"Diesen Brotbeutel hat unser Onkel August Kesting aus Detmold im Jahr 1815 vom 19. Mai bis 10. Okt. im Kriege mitgehabt. Er hat oft während des Krieges Lebensmittel durch Gottes Gnade und Freundlichkeit darin gehabt, aber auch zeitweise hatte er keine Brotrinde in dem Beutel um seinen Hunger zu stillen. Unser Onkel ist für seinen ältesten Bruder, Johann Friedrich Kesting in den Krieg gegangen, das hat ihn sein Bruder, sowie auch unser Vater Franz Kesting nie vergessen. Das war eine echte Bruderliebe".
Detmold 13. Sept. 1913 Auguste Kesting


Die Schrift war etwas arg zittrig, als sei die Autorin schon hoch in den Jahren gewesen, was nicht wundert, wenn wirklich ein Onkel von ihr noch in den Befreiungskriegen gekämpft hat. Mal sehen, wenn Johann Friedrich im wehrfähigen Alter war, muß er etwa zwanzig gewesen sein. Vielleicht konnte er nicht einrücken, weil er mit dem Lipper Bataillon in Rußland gewesen war und sich noch nicht wieder erholt hatte, oder er hatte nach Rußland einfach die Nase voll. August als jüngerer Bruder müßte mindestens sechzehn gewesen sein, um überhaupt einrücken zu dürfen, wahrscheinlich war er so um die achtzehn. Wenn Franz der dritte Bruder war, vielleicht Jahrgang 1800, könnte Auguste um 1830 auf die Welt gekommen sein und wäre 1913 so um die achtzig gewesen. Paßt.


Der Beutel ist offensichtlich als Einzelstück in Heimarbeit gefertigt worden. Man sieht förmlich Mutter Kesting vor sich, wie sie am Abend vor dem Ausmarsch ihres zweiten Sohnes noch schnell einen Brotbeutel näht, weil dies nach Auskunft ihres Ältesten ein Gegenstand ist, den man als Soldat am nötigsten braucht. Als Material mußte herhalten, was eben zur Hand war, in diesem Falle ein Leinenstoff, der nur knapp über der Grenze dessen liegt, aus was man noch Hemden machen kann. Kein Reenactor würde solch dünnen Stoff für einen Brotbeutel verwenden, weil jedes darin getragene Teil spätestens beim zweiten Einsatz durch den Stoff stoßen würde. Offensichtlich müßige Befürchtungen, denn das vorliegende Stück hat ein halbes Jahr Feldeinsatz ohne Beschädigung überstanden und danach noch 180 Jahre durchgehalten.
Das Leinen wurde von einem Ballen von 50 cm Breite abgeschnitten, zusammengeklappt, an den Webkanten und am unteren Ende mit groben Stichen zusammengenäht und der so entstandene Beutel umgestülpt. Dann wurde das obere Ende vorne eingenäht und hinten, wo der Stoff länger gelassen wurde, zu einem kleinen Deckel mit einem Knopfloch geformt. An das obere Ende der Front ein Beinknopf, an die Rückseite ein Trageriemen, fertig war der Brotbeutel. Herstellungsdauer des von mir gefertigten Nachbaues: Etwa vier Stunden, aber ich nähe auch nicht besonders schnell.
Die Maße des Beutels: Breite 25 cm, Höhe 40 cm, Höhe des Deckels 7 cm, Länge des Trageriemens 107 cm, Breite des Trageriemens 3 cm, Durchmesser des Knopfes 2 cm,
Zur Herkunft des guten Stückes konnte man mir nicht viel sagen, nur daß vor einiger Zeit (das kann in einem Museum heißen "letztes Jahr" oder auch "vor dem letzten Krieg") eine Familie die Hallen durchstreifte und beim Anblick des Beutels ausrief: "Das ist ja Opas alter Sack!" Oder so ähnlich. Jedenfalls wollte die zuständige Dame versuchen mehr herauszubekommen und sich dann wieder bei mir melden. Darauf warte ich noch. Vielleicht bekomme ich die gesamte Geschichte dieses unersetzlichen Einzelstückes noch zusammen.
Leider wurde der Brotbeutel im letzten Jahr schwer restauriert und geflickt, gewaschen und gestärkt. Natürlich mit modernem Material. Dabei verschwanden auch die braunen Flecken, welche bei meiner ersten Besichtigung noch deutlich zu erkennen waren und von meiner Phantasie für Blut gehalten wurden, wahrscheinlich aber nur aus Rost bestanden. Und der interessante Beinknopf mit vier "normal" angeordneten und dem einen "zentralen" Loch war jetzt nicht mehr sternförmig, sondern "modern" angenäht. Wir wissen ja heute Gottlob viel besser, wie so etwas gehört.

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Das Essgeschirr

Ein Kochgeschirr zu sehen ist es in der Ausstellung
auf dem Wilhelmstein im Steinhuder Meer. Ob es
sich dabei um ein Original von 1813-1815 handelt
ist noch nicht geklärt.
Foto: © Timo Vogel, Colberger IR

Unser Rekonstruktionsversuch,
nach den schriftlichen Unterlagen.

 

Geschirr mit Deckel. In einer Leinenhülle zum Aufschnallen auf den Tornister. In Aktion. Dabei ist zu beachten, das die Lötnaht vom Feuer wegzeigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die Patrone

Bestandteile der Ladung / Patronenherstellung aus:

"Handbuch zur Belehrung der landwehr-Subaltern-Offiziere über ihre Berufs- und Dienstplichten (Berlin 1818)"

 

Die Fertigung der Papierpatrone von Otto Morawitz

 

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Die Mantelrolle
Der Regendeckel
Der Brotbeutel
Das Essgeschirr

Die Patrone

Nützliche Dinge