Das Regiment
wurde, zusammen mit den anderen drei westfälischen Landwehr- Regimentern,
im Frühjahr 1814 aufgestellt, ausgerüstet und in Marsch gesetzt.
Wir wissen aus den Berichten von Vincke (1), dass die Beschaffung von Stoffen
für die Uniformen und der restlichen Ausrüstung zentral gesteuert
und organisiert wurde, weswegen wir davon ausgehen können, dass die Ausstattung
im wesentlichen für alle 5 Regimenter einheitlich war.
In der
Folge werden hier alle Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände aufgelistet,
die der preußisch/westfälische Landwehrmann besessen haben könnte,
um dem Ausrüstungsstandard der preußischen Armee zu entsprechen.
Sofern Informationen zum entsprechenden Teil vorliegen, wird das erwähnt.
Als Quellen dienen folgende Bücher, Berichte und Aufsätze:
(1) "Die
Berichte des Militär- und Civilgouverneurs in den Provinzen zwischen Weser
und Rhein 1813 - 1815", Vincke
(2) "Geschichte der Bekleidung und Ausrüstung der Königlich Preußischen
Armee 1808 - 1878", Mila
(3) "Die Zeiten des ersten Westphälischen (sechzehnten) Landwehrregiments",
Harkort
(4) "Die Organisation im Veste Recklinghausen in den Jahren 1813 - 14",
Bette
(5) "Patriotismus im Kriege"
(6) "Die Ostfriesen im deutschen Befreiungskriege", Garrelts
(7) "Schicksale und Erlebnisse eines ehemaligen Unteroffiziers des ostfriesischen
Landwehr- Regiments in der Schlacht bei Ligny am 15. und 16. Juni 1815"
(8) "Geschichte zur Organisation der Landwehr in dem Militaer- Governement
zwischen Weser und Rhein im Jahre 1813 und 1814", Waldersee
(9) Ausschreibung für das 4te Bataillon, 3. Regiment, Dezember 1813, Hagedorn
Nr. 1 bis 7 liegen mir vollständig, Nr. 8 und 9 nur in Auszügen vor.
Stoffsammlung und Material stammen größtenteils von Oliver Schmidt,
der sich allein schon dadurch unsterbliche Verdienste für die Westfälische
Landwehr erworben hat und dem ich hiermit mit der gebotenen Penetranz nochmals
danken möchte.
Regulation: Dunkelblaue Mützen mit Schirm, Kinnriem, Besatzstreifen von der Farbe des Litewka- Kragens, Kokarde und einem weißblechenen Kreuze mit der Inschrift: "Mit Gott, für König und Vaterland" (2)
1. Rgt.:
"Die Kopfbedeckung war eine Tuchmütze, Feldzeichen das Kreuz und die
Worte: Mit Gott für König und Vaterland" (3)
"...Tuchmütze mit preußischer Kokarde und Landwehrkreuz..."
(4)
2. Rgt.:
"...Tuchczakot mit preußischer Kokarde und Landwehrkreuz..."
(5)
3. Rgt.:
"So schön nun auch die Bekleidung ausgefallen war, ebenso schlecht
und geschmacklos waren die in Lieferung empfangenen Czakos.
Sie waren von gewöhnlichem Filze, das Material aber viel zu weich, die
Form hässlich, unten und oben gleich weit, die Schirme unzweckmäßig
angesetzt..."(6)
Regulation:
Dunkelblaue Litewkas, Kragen und Ärmelaufschläge in den ständischen
Farben der Provinzen, Achselklappen nach Bataillonen (weiß, rot, gelb,
blau); wurde bei Elb- und westfälischer Landwehr der Linie angepasst (Achselklappen
nach Regimentern) (2)
A.K.O. vom 05. December 1813: Alle westfälischen Regimenter tragen grüne
Kragen und Aufschläge und weiße Knöpfe (2)
Freiwillige werden durch ein weißes Band am Ärmelaufschlag (2, 3,
5),
Unteroffiziere durch ein schwarzweißes Band am Kragen kenntlich gemacht
(2).
1. Rgt.:
"...die Heimat sandte die Uniform, sie bestand in einer blauen Litewka
mit grünen Kragen und Aufschlägen als Farbe der Provinz..."(3)
"...blaue Litewka mit grünen Kragen und roten Aufschlägen..."
(??) (4)
2. Rgt.:
Offiziere beim Ausmarsch: blaue Montierung mit grünen Kragen und Aufschlägen
und roten Epauletts
Mannschaften: blaue Litewkas mit grünem Kragen und roten Achselklappen
(5)
3. Rgt.:
"...sie bestand in dunkelblauen Litewkas mit hellgrünen Kragen und
Aufschlägen und gelben Achselklappen..."(6)
Regulation: ...Beinkleider meist von grauer Leinwand...(2)
1. Rgt.:
"...graue Tuchhosen..."(4)
2. Rgt.:
"...graue Tuchhosen..."(5)
3. Rgt.:
"...grauen Beinkleidern und Mänteln..." (6)
"1.600 Berl. Ellen graues Tuch zu Beinkleidern..." (9)
5. Rgt.:
Dankschreiben des Regimentskommandeurs von Roebel an die Stadt Paderborn, mit
Dank für die Bereitstellung von Material und Geld für die Beschaffung
von leinernen Hosen. Essen, September 1814
2. Rgt.:
"Anfang Januar (1814) im 1. Bataillon für die Mannschaft nur Schuhe,
Stiefeletten (Gamaschen) und Halsbinden vorhanden..." (8)
3. Rgt.:
"In Münster wurden auch noch...Hemden, Socken, Trinkgeschirre... empfangen."
(6, April 1815)
"36 Ellen schwarzes Tuch zu Halsbinden..." (9)
5. Rgt.:
"Für die Landwehrmänner, die ihre Wäsche nicht selbst mitbringen
konnten, musste diese von den Kreisen gestellt werden." (8)
Regulation: Stiefel oder Schuhe mit leinernen Gamaschen (2)
"...jeder Infanterist sollte 2 Paar beschlagene Schuhe erhalten." (8)
1. Rgt.:
"...wurden beim Ausmarsch mit Mänteln, Schuhen und Hosen versehen..."(4)
"Bis zum Abmarsch waren die Bataillone mit Mänteln, Beinkleidern,
Stiefeletten (Gamaschen) und Schuhzeug völlig ausgerüstet..."
(8)
2. Rgt.:
"Anfang Januar (1814) im 1. Bataillon für die Mannschaft nur Schuhe,
Stiefeletten (Gamaschen) und Halsbinden vorhanden..." (8)
"...nützlich war das (gelieferte) Schuhwerk..." (8)
3. Rgt.:
"Bekleidung, Schuhe und Stiefel sollten...im Ganzen beschafft werden."
(6)
"...schwarztuchene Gamaschen..." (6)
"600 Ellen Löwendlinnen zu Gamaschen..." (9)
"1.600 Paar mit Nägeln beschlagene Kommisschuhe..." (9)
Regulation:
Graue Mäntel mit Kragen und Achselklappen wie auf der Litewka (2)
"...und von Berlin erwarten wir in Zeit von 8 Tagen der ersten Transport
völlig angefertigter Montierungen, Mäntel pp. für 1.500 Mann.
Wenn nun ferner von 8 zu 8 Tagen ein ähnlicher Transport bis zur Bekleidung
von 6.000 Mann ankommen wird..." (1)
1. Rgt.:
"...wurden beim Ausmarsch mit Mänteln, Schuhen und Hosen versehen..."
(4)
"Unbewaffnet, nur mit Mänteln bekleidet, brachen die Bataillone...auf"
(3)
"Bis zum Abmarsch waren die Bataillone mit Mänteln, Beinkleidern,
Stiefeletten (Gamaschen) und Schuhzeug völlig ausgerüstet..."
(8)
3. Rgt.:
"...grauen Beinkleidern und Mänteln..." (6)
"...schlafend, im Freien, eingehüllt in ihre Mäntel..."
(7, Nacht zum 15. Juni, Ligny)
"...Gewehrkugel durchbohrte den zusammengerollten Mantel auf der linken
Schulter..." (7, 15. Juni. Ligny)
"4.000 Berl. Ellen graues Tuch zu Capotröcken..." (9)
Regulation: ...Tornistersäcke mit schwarzem Riemzeug und Brotbeutel...(2)
"Jeder Infanterist sollte einen Tornister von Kalbfell...erhalten" (8)
1. Rgt.:
"...viele Tornister halfen die Feldwebel aufschnallen..." (3, Nacht
zum 2. Juli, Issy)
3. Rgt.:
"...die Tornister wurden zwar oft gehoben und gelüftet..." (6)
"Besonders gehörte dahin auch die Erleichterung der Tornister, worin
unsere guten Landsleute eine Menge unnützer, aber ihnen lieb gewordener
Sachen mitgeschleppt hatten, deren Last ihnen nun doch doppelt schwer geworden
war. Unter diesen Gegenständen fanden sich sogar Hauspostillen im größten
Format und recht dickleibige Gebetbücher und Erbauungsschriften."
(6)
...Säbel und Tornister wurden dem Verwundeten genommen...(7)
"800 Stück Tornister von zubereiteten Kalbfellen..." (9)
"...haben
E.K.M. allergnädigst geruht, 10.000 englische Gewehre und Zubehör
uns zu überweisen..." (1)
"Es waren...10.000 Stücke Gewehre nebst 10.000 Patronentaschen, 1.200.000
Patronen und 20.000 Flintensteine in Braunschweig überwiesen..." (1)
1. Rgt.:
"Das Kleve-Märkische Regiment (1.) ist in Züthpen schon mit englischen
Gewehren versehen worden..." (1)
"Anfangs Januar rückte das erste Bataillon in Zuthpen ein, empfing
am 1. englische Gewehre und am 6. früh scharfe Patronen." (3, Januar
1814)
2. Rgt.:
"...das Minden-Ravensbergische (2.) in Doesburg und Arnheim wird solche
auch jetzt erhalten haben." (1)
"...marschierte dasselbe (2. Rgt.) gegen Weihnachten 1813, ohne Montierungen
empfangen zu haben
und nur mit englischen Waffen und Lederzeug ausgerüstet, ab..." (5)
3. Rgt.:
"Das 3. Bataillon hatte bis dahin noch französische Gewehre gehabt
und tauschte nun solche gegen englische Gewehre mit dem
zweiten Bataillon des 29. Infanterie-Regiments um, so dass das Regiment jetzt
gleichmäßig bewaffnet war..." (6, 11. Mai 1815)
"...haben
E.K.M. allergnädigst geruht, 10.000 englische Gewehre und Zubehör
uns zu überweisen..." (1)
"Es waren...10.000 Stücke Gewehre nebst 10.000 Patronentaschen, 1.200.000
Patronen und 20.000 Flintensteine in Braunschweig überwiesen..." (1)
2. Rgt.:
"...marschierte dasselbe (2. Rgt.) gegen Weihnachten 1813, ohne Montierungen
empfangen zu haben und nur mit englischen Waffen und Lederzeug ausgerüstet,
ab..." (5)
3. Rgt.:
"...eine ganze Garnitur weißen Lederzeugs wurde aus dem Felddepot
in Münster abgeholt, dagegen das schwarze Lederzeug dort deponiert, zur
großen Freude unserer Wehrmänner, da das Letztere mit Wachs geputzt
und blank gehalten werden musste, was ihnen eben so viele Mühe wie Kosten
verursachte." (6, März 1815)
"750 Patronentaschen für die Soldaten, 52 Kartouschen für die
Unteroffiziere..." (9)
3. Rgt.:
"Die Unteroffiziere erhielten Seitengewehre aus dem Artillerie-Depot in
Münster." (6, Juni 1814)
...Säbel und Tornister wurden dem Verwundeten genommen...(7)
3. Rgt.:
""In Münster wurden auch noch...Hemden, Socken, Trinkgeschirre...
empfangen." (6, April 1815)
"...dasselbe (Nachlieferung) war mit den Koch- und Trinkgeschirren der
Fall, welche nun in der Weise kompletirt wurden,
dass je zwei Mann ein solches Geschirr gemeinschaftlich besaßen."
(6, 11. Mai 1815)
"...vollgefüllte Brotbeutel..." (6)
1. Rgt:
Illustration in (3): Ein Offizier und ein Wehrmann mit Lagermütze
3. Rgt.:
"...blaue Jacken mit grünem Kragen, kleine blaue Mützen..."
(6)
Wäsche,
Socken und Hemden wurden von den Wehrmännern selbst gestellt und nur
im Bedarfsfall oder zum Ersatz verschlissener Stücke ausgegeben
Uniformen
und Ausrüstung wurden von den Kreisen beschafft oder aus Berlin geschickt
Litewken
waren blau, mit grünen Kragen und Ärmelaufschlägen und weißen
(zinnernen) Knöpfen. Achselklappen waren: Beim 1ten Regiment weiß,
beim 2ten rot, beim 3ten gelb, beim 4ten hellblau und beim 5ten grün.
Freiwillige und Unteroffiziere wurden durch ein weißes Band am Ärmelaufschlag
bzw. ein schwarzweißes Band am Kragen gekennzeichnet
Die
Tuchmütze war Standard, nur im Falle des 3. Regiments ist von einem
Tschako die Rede
Standardbewaffnung
war die englische Muskete (Brown Bess) für Wehrmänner und Büchsen
für die Unteroffiziere
Die
Wehrmänner wurden mit folgenden Dingen ausgerüstet:
Litewka, Mütze, graue Tuchhose, schwarze Kragenbinde, 2 Paar Schuhe,
schwarze Tuchgamaschen, Mäntel, Kalbfelltornister,
Koch- und Trinkgeschirr (je 1 für 2 Mann), Lederzeug (Patronentasche,
englisch), Muskete (Brown Bess, englisch) mit Bajonett
eine Minderausstattung wurde als unvollständig empfunden und baldmöglichst
abgestellt
Säbel
sind nur für Unteroffiziere belegt
Ergänzende Kleidungsstücke (Leinenhosen) konnten eingekauft werden; Kosten trug der Kreis
Die Ausstattung der westfälischen Landwehr war also wesentlich besser als die der anderen, "alten" Landwehren aus den rechtselbischen Provinzen zur Zeit ihrer Aufstellung und der ersten Monate des Krieges; sie entsprach durchweg der von Linienregimentern. Engpässe, die bei der Aufstellung entstanden, wurden schnellstmöglichst abgestellt, Uniformen und Ausrüstung unter erheblichem Aufwand beschafft, fehlende Teile oft noch kurz vor dem 1815er Feldzug ergänzt.
Zwar sind
über das 5te Regiment nicht so viele Details bekannt wie über die
Regimenter 1 bis 3, aber da immer von einheitlicher Beschaffung und Ausrüstung
geschrieben wird, kann man wohl davon ausgehen, dass sich seine Ausstattung
nicht wesentlich von der seiner Schwesterregimenter unterschied.
Der Wehrmann des 5ten westfälischen Regiments sah also, nach unserem heutigen
Wissensstand, folgendermaßen aus:
1. Blaue
Tuchmütze mit grünem Besatzstreifen, grünen Stegen, Sturmriemen,
Landwehrkreuz und schwarz-weißer Kokarde
2. Blaue Litewka mit grünem Kragen und Ärmelaufschlägen, 12 weißen
Knöpfen und grünen Schulterklappen
3. Graue Tuchhose, ersatzweise weiße Leinenhose
4. Ziviles oder militärisches leinernes Hemd
5. Schwarze militärische Halsbinde
6. Schwarze Tuchgamaschen
7. Schwarze Militärhalbschuhe
8. Grauer Mantel mit grünem Kragen und Schulterklappen
9. Preußischer Kalbfelltornister
10. Leinener Brotbeutel
11. Auf zwei Mann je ein Koch- und Trinkgeschirr (Feldflasche?)
12. Englische Patronentasche
13. Englische Muskete (Brown Bess) mit Bajonett
Es gibt zwei Hinweise darauf, dass auch blaue Lagermützen mit grünem Besatzstreifen, in der Form wohl ähnlich denen der Linie, ausgegeben wurden; und die Bekleidungsgewohnheiten der Zeit lassen vermuten, dass auch Westen getragen wurden. Belegt werden kann das jedoch mit den bisher bekannten Quellen nicht.
Abbildung
westfälischer Landwehrmänner, Offizier mit Lagermütze (1. Westfälsches
LW-Regt ) bei Harkort